Axel Milberg – KN-Bericht
Axel Milberg las Launiges für einen ernsten Zweck
Kiel. Zuletzt stand Axel Milberg auf dieser Bühne, als er vor vielen Jahren in der Aula der Kieler Gelehrtenschule die Abiturrede seines Jahrgangs hielt, die er mit den Worten aus Goethes Egmont enden ließ „und uns bleibt nichts, als mutig gefaßt, die Zügel festzuhalten und bald rechts bald links, vom Steine hier vom Sturze da, die Räder wegzulenken. Wohin es geht, wer weiß es? Erinnert er sich doch kaum, woher er kam.“ Am Sonntag war der wohl berühmteste Abiturient der Schule wieder da und erzählte jene Abitur-Anekdote. Und doch war sie an diesem Tag mehr als eine launige Erinnerung. Das Goethe-Wort trifft in der Tat den Kern, weshalb der Schauspieler während der Dreharbeiten am neuen Kieler Tatort den Weg in seine alte Schule gefunden hat. Denn zugunsten der Kieler Förde Hospiz-Stiftung las Axel Milberg in der sehr gut besuchten Aula Texte des bekannten Journalisten und Zeit-Kolumnisten Harald Martenstein. Trotz des durchaus ernsten Themas der Sterbebegleitung, die der stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates Dietrich Rümker sehr zu Recht als „mitmenschliche Aufgabe ersten Ranges“ bezeichnete, kamen die Zuhörer der Aufforderung Milbergs, dass gerne gelacht werden dürfe, bereitwillig nach. Sie hätten ohnehin kaum eine Chance gehabt, sich den klugen, urkomischen Einlassungen Martensteins und der bemerkenswerten Lesekunst und -laune eines blendend aufgelegten Axel Milberg zu entziehen. So verfehlten unter anderen die Geschichten über den Berlinmarathon als „größte Rentnerveranstaltung des Landes“, oder über den Vorschlag zur Familienreform, dass doch rüstige Rentner die Kinder zeugen sollten, weil sie dann ja ohne finanzielle Einbußen zu Hause blieben, während die junge Mutter Karriere machen könnte, ihre Wirkung nicht.”
“Eingerahmt von drei anspruchsvollen und von den Kieler Gelehrtenschülern Francesca Reimer und Maximilian Mittelstaedt beeindruckend vorgetragenen Klavierwerken war dies eine Benefizveranstaltung, die sich ohne falsche Scham, mit Witz und Esprit mit dem Sterben auseinandersetzte und damit das Leben feierte.
Kieler Nachrichten vom 05.03.2012 von Thomas Richter